Die familienergänzende Betreuung von Kleinkindern hat in den letzten Jahren eine grössere Bedeutung erlangt. Bisher liegen allerdings nur wenige wissenschaftliche Arbeiten zur pädagogischen Arbeit in Kinderkrippen vor. Auch Geschlechteraspekte waren bisher kaum ein Thema. Dies überrascht, da es sich um einen Beruf handelt, den Männer äusserst selten ergreifen, und da Kinder im Kinderkrippenalter, besonders zwischen 3-6 Jahren, ein erstes stabiles Verständnis von Geschlecht entwickeln. Für die weitere Förderung der Gleichstellung zwischen Frauen und Männern in der Schweiz ist es wesentlich, dass Kinder in diesem Alter nicht durch die Vermittlung stereotyper Verhaltensweisen in ihrer Entfaltung eingeschränkt werden.
Ziel
Die Forscherinnen untersuchen, wie die Interaktionen und Handlungsangebote in alltäglichen Situationen in Kinderkrippen dazu beitragen, Geschlechterdifferenzen zu betonen oder in den Hintergrund zu rücken («un/doing gender»). Dazu führen die Forscherinnen in Deutschschweizer Kinderkrippen Interviews und videobasierte Beobachtungen durch und analysieren diese im Hinblick auf die Interaktionen zwischen Kindern und Erzieherinnen und Erziehern, auf die Spielangebote sowie auf die räumliche Situation. Dabei geht es nicht nur um die Frage, inwieweit geschlechtsstereotyp geprägte Spielsachen oder Interaktionsformen zum Einsatz kommen, sondern auch um die zur Verfügung gestellten Alternativen. Ein besonderer Fokus liegt darauf, inwieweit Männer als Kleinkinderzieher in der Krippe alternative Interaktionsangebote machen.
Puppenstuben, Bauecken und Waldtage: «(Un)doing» gender in Kinderkrippen